Das ist die Frage die ich nicht beantworten kann und je bewusster mir wird, wie sehr wir uns mögen, auch garnicht beantworten will. Jaspers und meine emotionale Verbindung entstand für mich fühlbar, am Tag vor unserer ersten Begegnung. Irgendetwas sagte mir: "Morgen ist es so weit, morgen passiert etwas Wunderbares!" Auch Jasper, so erfuhr ich im Nachhinein, war an jenem Freitag, vor dem Tag unseres ersten Treffens, anders als sonst. Dieser kleine Kobold, eigentlich eher der ruhige, etwas erhöht liegende und beobachtende, einem Philosophen ähnelnde Zeitgenosse, jagdte seine Geschwister und andere Rudelmitglieder, schlug Purzelbaum, machte allen möglichen Blödsinn und war wie ausgewechselt. Wie sich jeder, der schon mal dieses nicht zuzuordnende Kribbeln im Bauch hatte (und ich wünsche wirklich jedem die Möglichkeit diese Erfahrung einmal zulassen zu können), vorstellen kann, war die Nacht vor dieser Begegnung sehr kurz und das Frühstück noch viel kürzer. Viel zu früh saß ich im Auto und fuhr die 180 km in einer sehr guten Zeit. Zu groß war doch die Sehnsucht, zu erfahren, wer da auf uns wartete, welcher kleine Knopf so Vieles schon im Vorfeld an Gefühlen auszulösen vermochte. Tausende von Gedanken gingen uns über diesen Hund durch den Kopf und die Flugzeuge im Bauch wurden auch von Minute zu Minute mehr und mehr.
Dementsprechend früh war ich mit meiner lieben Frau Carola bei Jasper und seinem Rudel. Nach kurzer Begrüßung durch Jaspers Züchterin bemerkte ich einen kleinen roten vierbeinigen Troll direkt vor meinen Füßen, auf seinem süssen, kleinen Po sitzend und mich anstrahlend. Er lächelte mich an, setzte sich dann neben mich und war ab diesem magischen Moment "MEIN HUND" und enger ständiger Begleiter. Von irgendwo nahm ich die Worte "...das ist "Jasper" wahr und war einfach nur überglücklich. Ich beugte mich zu Ihm hinunter, ging auf die Knie, damit er mich erforschen konnte, dieser kleine rote Kobold, mit damals noch blauen, kugelrunden Augen. Das ging alles ziemlich schnell und er schlief, nach dem er drei Runden um mich herum gemacht hatte, in meinem Schoß ein. Alle Hunde drum herum (8 Geschwister und 5 erwachsene Hunde) blieben auf Abstand. Alle Menschen schauten uns zu und schmunzelten, insbesondere Carola, die mich seit mehr als 30 Jahren in und auswendig kennt. Wie kann man also sagen, warum so etwas passiert und warum Zuneigung in dieser Intensität plötzlich da ist? Man weiß nur und das schon im Vorhinein (wenn man in seine Gefühle vertrauen kann), dass es passieren wird und wenn man ganz viel Glück hat, haben beide den Mut, sich dieses Kribbeln im Bauch ein Leben lang zu teilen. Warum das so ist, wer weiß das schon?
Eine tiefe Bindung...
...war uns von Anfang an geschenkt. Wir waren sofort so richtig "dicke" miteinander und wenn wir uns anschauten, so sagte man mir, lächelten wir beide breit und glücklich. Das ist wohl heute auch noch so. Nach einigen Stunden bei Jasper fuhren wir, meine Frau und ich, schweren Herzens wieder nachhause in unser kleines Haus direkt am Wald und Jasper sollte noch bei seinem Ihm vertrauten und Ihn behütenden Rudel bleiben.
Wir redeten nicht viel, auf der zweistündigen Rückfahrt und auch am späten Abend war es sehr still in unserem Zuhause. Nach einiger Zeit empfand ich ein Gefühl von Trauer. Zu sehr erinnerte mich Jasper an unseren Golden Retriever Stanley, der einige Wochen zuvor gestorben war. Auch Bilder meines schwarzen Flats, Oskar, waren immer wieder präsent und machten die Trauer größer und größer. Meiner Frau gings offensichtlich ähnlich und wir schauten uns an und uns rollten beiden die Tränen. "Zu früh....."! dachte ich und meine Frau war meiner Meinung. Zu früh? Ja aber wo für denn? Für eine neue Bindung? Für viele glückliche Stunden? Für tolle Erinnerungen an all unsere Hunde? Ich war verwirrt und wir sagten der Züchterin ab.
Nach einem langen ernsten Telefonat mit Ihr und vielen Erzählungen jedoch, beschlossen wir, Jasper ein weiteres Mal zu besuchen und vorher an dem Verlust von Stanley zu arbeiten.
Wenige Tage später waren wir wieder bei Jasper und schon beim Vorfahren vor dem Haus, hoppelte Jasper zum Tor und wedelte mit dem ganzen Körper. Von dem Moment an führte kein Weg mehr an Jasper vorbei und wir beschlossen ihn zu uns zu nehmen. .....und es zeigte sich, dass das die beste Entscheidung seit vielen Jahren war.
Mit.- und füreinander leben...
...war die Überschrift dieses neuen Kapitels in unserem Leben. Nach dem wir uns Tag für Tag den Kopf darüber zerbrochen hatten, was wir von Anfang an richtig machen wollen und was auf keinen Fall passieren darf und wie wir Dies und Jenes tun wollen und, und, und....................... kamen wir zu dem Schluß, wie so oft in unserem Leben: Wir sind wachsam und wissen was wir wollen, aber wir lassen es passieren und greifen ein, wenn es aus dem Ruder läuft.
Vor einigen Jahren zogen wir in ein altes Haus, das älter ist als der Ort in dem wir leben, am Rande Berlins, direkt am Wald und in der Nähe eines Sees liegend, unweit eines Schifffahrtkanals. Also beste Bedingungen auch in einem recht kleinen Haus mit einem uralten Garten Hunde zu halten und mit Ihnen auch artgerecht und ganzheitlich zusammen zu leben. Wir wollten ja nicht nur mit, sondern auch für unseren Hund (unseren Hunden?) leben. Das gleiche sollte unser Hund eben auch tun.
Spannend für uns war, herauszufinden was es wohl sein könnte, was unser Hund (damals der zu klein geratene Flat coated Retriever Rüde Oskar) nicht mit, sondern für uns machen wird und zwar aus sich herraus, nicht weil wir Ihm das beigebracht haben. Natürlich hat Oskar alles das gelernt, was für ein Zusammenleben von Hund und Mensch (egal ob Säugling oder Erwachsener) nötig ist und wahrscheinlich noch viel mehr. Er hat jedoch weder das apportieren, noch das bewachen und beschützen noch das selektieren von Personen oder Handlungen beigebracht bekommen. Ja, er war sehr glücklich, glaube ich und was war er für ein Eigenbrödler, aber immer präsent wenn er gebraucht wurde.
Eines Tages stand ich mit dem Vermieter des damals von uns bewohnten Hauses, mit dem wir sehr im Streit lagen, am Zaun des Grundstückes. Ich innen, er aussen. Wir unterhielten uns und ich wollte ihn abwimmeln, weil die Streitigkeiten bereits von Gerichten geklärt wurden. Oskar lag hinter dem Haus und war sehr mit einem Kauknochen beschäfftigt, sah uns also nicht. Nachdem ich unserem Vermieter nun den Zugang zum Grundstück verwehrt hatte, wendete ich mich von Ihm ab und ging auf das etwa 20 m entfernte Haus zu, als Oskar wie von der Tarantel gestochen an mir vorbei rannte, zum Tor des Grundstücks, was unser Vermieter gerade versuchte durch greifen über den Zaun, zu öffnen. Oskar schnappte seine Hand und hielt sie fest. Auf mein Kommando ließ er sofort wieder los. Unseren Vermieter sahen wir noch einmal vor Gericht und dann 10 Jahre später bei unserem Auszug. Niemals hatte ich Oskar das beigebracht, sondern er hatte einfach ein Gespür für die Situation und wusste zu handeln ohne zu verletzen oder gar zu zerstören. Ich hatte Tränen in den Augen. Das meine ich mit MIT.- und FÜREINANDER handeln.
Alles klar..?
Durch einige unvorhersehbare Geschehnisse in unserem Leben mussten wir unseren geplanten Weg ändern und so kam es, dass wir eben nicht wie geplant die ersten 6 Monate zusammen Zuhause waren. Wir waren aus den verschiedensten Gründen immer wieder unterwegs. Wir schafften es zwar uns ein paar Tage frei zu schaufeln um ein Seminar, was mir sehr am Herzen lag, zu absolvieren, waren danach aber wieder viel unterwegs. Tag für Tag in neuen Situationen, in einer neuen Umgebung. Mal laut, mal leise, hektisch, ruhig, fröhlich, traurig, zu Fuß, im Auto, mit der Bahn, mit dem Rad, mal hier, mal da. Um dann letztendlich dort anzukommen wo wir eigentlich 5 Monate früher schon hätten sein wollen. Zu Haus bei uns. Unmerklich und zumindest von mir nicht wirklich wahrgenommen, wurde aus uns ein Team, wie ich es mir zuverlässiger nicht vorstellen kann. Meine Frau, Jasper, unser Kater Leopold und meine Wenigkeit haben eine wunderbare Zeit miteinander, tun fast alles dafür, dass das auch so bleibt. :-)