Die teilweise fragile Gesundheit der Toller
Wir zeigen an dieser Stelle die für den Toller infrage kommenden, insbesondere genetischen Erkrankungs-möglichkeiten einmal kurz auf und stellen dar, welchem Risiko man einen ganzen Wurf und die nachfolgenden Generationen aussetzt, wenn Zuchten nicht präzise geplant werden und Verpaarungen zugelassen werden die genetische Defekte tragen. Dazu müssen die Elterntiere nicht betroffen sein, sondern es reicht wenn sie Träger eines Gendefektes sind und diese Trägerschaft nicht bekannt ist. Deshalb empfehlen wirdie Züchter ihres zukünftgen Hundes eingehend nach ausgiebigen Gentests zu fragen. Das macht die Welpensuche schwieriger und man macht sich nicht immer unbedingt Freuned damit, aber ein Züchter der nichts zu verbergen hat, wird ihnen gerne Auskunft über die viele Mühe geben die er sich gemacht hat und dies auch schriftlich belegen.
Wir werden auf die Darstellung von Horrorszenarien weitestgehend verzichten, geben uns aber ebenfalls Mühe Tatsachen nicht zu verharmlosen. Für jeden Menschen der heute einem gesunden Welpen für lange Zeit ein neues und schönes Zuhause geben und ihm ein gutes und behütetes Leben bereiten möchte gilt, egal bei Welchem Züchter "Augen auf beim Welpenkauf" Wir werden möchte hier die am häufigsten vorkommenden Krankheiten und Ihre Begrifflichkeiten einmal vorstellen und vielleicht dadurch ein wenig aufklären und das ein oder andere Unglück vermeiden.
Wir halten folgende Krankheiten von denen Zuchttiere über mehrere Generationen frei sein sollten für absolut zuchtrelevant:
Collie Eye Anomalie (CEA)
Die CEA führt zu Veränderungen an der Netzhaut des Auges. CEA kann in verschiedenen Schweregraden ausgeprägt sein. Bei der schlimmsten Form der CEA kommt es durch Blutgefäß-Veränderung zu Blutungen an der Netzhaut. Dies kann eine Netzhautablösung zur Folge haben, was zur Erblindung des Hundes führt. Der Schweregrad der Erkrankung verändert sich bei der CEA im Laufe des Lebens nicht, ein betroffener Hund erblindet also nicht erst im Alter. Die mildeste Form der CEA, die sogenannte CRH (chorioretinale Hypoplasie) ist beim Welpen nur bis zu einem Alter von ca. 9 Wochen erkennbar, danach wird sie durch Pigment-Einlagerung überdeckt. Der Erbgang ist autosomal- rezessiv, wir also von beiden Eltern gleichermaßen an die Nachkommen gegeben. Ein erhöhtes Risiko tritt nur auf, wenn von beiden Eltern ein defektes Gen weitergegeben wird.
Degenerative Myelopathie (DM)
Die degenerative Myelopathie ist eine schwere neurodegenerative Erkrankung mit spätem Beginn ungefähr ab dem 8. Lebensjahr. Die Erkrankung ist durch eine Degeneration der Nerven im Brust- und Lendenteil des Rückenmarks gekennzeichnet, was eine progressive Ataxie und Parese verursacht. Man beobachtet die ersten klinischen Anzeichen in der Hinterhand im Form von unkoordinierten Bewegungen, einer gestörten Eigenwahrnehmung und gestörter Reflexe. Wenn die Erkrankung weiter fortschreitet, weitet sie sich auf die vorderen Gliedmaßen aus. Als Risikofaktor für die Entwicklung einer DM wurde eine Mutation im Exon 2 des SOD1-Gens bei vielen Rassen nachgewiesen. Der Erbgang ist autosomal- rezessiv, wir also von beiden Eltern gleichermaßen an die Nachkommen gegeben. Ein erhöhtes Risiko tritt nur auf, wenn von beiden Eltern ein defektes Gen weitergegeben wird.
Maligne Hyperthermie (MH)
Die Maligne Hyperthermie ist eine vererbte Fehlfunktion des Skelettmuskels die sich nach Gabe von Narkosemedikamenten wie Muskelrelaxantien oder flüchtigen Betäubungsmitteln entwickelt. Die Hunde leiden nach der Gabe dieser Medikamente unter Tachykardie, Hyperthermie und erhöhter CO2-Produktion, die zum Tod führen können. Die MH wird autosomal dominant vererbt.
Progressive Retinaatrophie (PRA)
Die progressive Retinaatrophie (PRA) ist eine Augenerkrankung, die zu einer Degeneration der Netzhaut (Retina) zur Erblindung führt. Bei der prcd-PRA verlieren zuerst die Stäbchenzellen ihre normale Funktion, dies führt zu fortschreitender Nachtblindheit und einem Verlust der Anpassung des Sehvermögens. Im späteren Stadium werden auch die Zapfenzellen zerstört, so dass es schließlich zur völligen Erblindung des Hundes kommt. Die klinischen Symptome treten in der Regel schon in der frühen Jugend auf, in den verschieden Hunderassen allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Auch hier gibt es zur Feststellung einen Gentest. Der Erbgang ist autosomal- rezessiv.
Exercise Induced Collapse (EIC)
EIC ist eine neuromuskuläre Erkrankung, die beim Labrador Retriever und eng verwandten Rassen auftritt.
Die ersten Anzeichen sind ein schaukelnder oder verkrampfter Gang, der Hund wirkt steifbeinig. Erkrankte Hunde entwickeln schon nach 5 – 15 Minuten Anstrengung (z. B. beim Training oder bei starkem Stress) eine Muskelschwäche und kollabieren.
Bei den meisten Hunden ist vor allem die Hinterhand betroffen, bei manchen setzt sich die Schwäche auch bis zu den Vorderläufen fort und führt somit zum Festliegen. Während eines Kollaps sind die Hunde meistens bei Bewusstsein, je nach Schweregrad der Erkrankung kann es aber auch vorkommen, dass sie desorientiert oder vorübergehend bewusstlos sind.
EIC kann jahrelang unentdeckt bleiben, wenn der Hund keinem anspruchsvollen Training oder starkem Stress ausgesetzt ist. Der Erbgang ist autosomal- rezessiv.
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und Syndactylie (CLPS)
CLPS ist eine erblich bedingten Krankheit, die bisher nur beim Nova Scotia Duck Tolling Retriever nachgewiesen wurde. Betroffene Welpen entwickeln eine Kiefer-Gaumenspalte, gespaltener Lefzen, sowie den pathologischen Zusammenwuchs der mittleren Zehen, die Syndaktylie.
Chondrodysplasie u. Dystrophie (CDDY & CDPA) (IVDD-Risiko)
Bei vielen Hunderassen kommt es durch die Chondrodystrophie (CDDY) und/oder die Chondrodysplasie (CDPA) zur Verkürzung der Beine. Die CDDY ist dabei jedoch mit einem erhöhten Risiko eines Bandscheibenvorfalls (Hansen´s Type I Intervertebral Disc Disease, IVDD) verknüpft.
CDPA ist vor allem in den kurzbeinigen Rassen wie Basset, Welsh Corgi Pembroke, Dackel, West Highland White Terrier und Scotch Terrier bekannt. Die CDPA wird autosomal-dominant vererbt.
CDDY wird semi-dominant vererbt im Hinblick auf die Beinlänge, d.h. heterozygote Hunde haben kürzere Beine als homozygot freie Hunde, während homozygot betroffene Hunde nochmals kürzere Beine besitzen als die heterozygoten. Das IVDD-Risiko wird autosomal-dominant vererbt, d.h. bereits eine Kopie des veränderten Chromosoms erhöht das Risiko signifikant.
MDR1 -Genvariante (Ivermectin-Überempfindlichkeit)
Ivermectin ist ein normalerweise sicher anzuwendendes Antiparasitikum, das bei einer intakten Blut-Hirn-Schranke nicht ins Hirngewebe übergehen kann. In den 1980er Jahren wurden erstmals bei Hunden gravierende neurotoxische Effekte bei der Verabreichung von Ivermectin beobachtet. Betroffene Tiere zeigten bereits bei einer Dosierung von 150µg pro kg Körpergewicht neurotoxische Effekte, während nicht betroffenen Tieren eine Gabe von bis zu 2000µg pro kg Körpergewicht ohne das Auftreten einer klinischen Symptomatik verabreicht werden konnte. Klinische Symptome betroffener Tiere können von Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Desorientiertheit, Erbrechen und Zittern bis hin zu komatösen Zuständen reichen.
Hyperurikosurie
Die Hyperurikosurie und Hyperurikämie ist eine von Geburt an auftretende Veränderung im Purinstoffwechsel. Der Gehalt an Harnsäure ist im Plasma wie im Harn um das 2- bis 4-fache höher als bei gesunden Hunden (Hyperurikämie). Es kommt zur Bildung von Blasensteinen, die häufig operativ entfernt werden müssen. Betroffene Hunde sollten vorbeugend eine purinarme Diät erhalten, außerdem muss auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Alle hier aufgezeigten Erbkrankheiten sind vor der Verpaarung von Tollern testbar. Ein sehr geeignetes und kompetentes Labor ist die Quelle der o.g. Texte Laboklin/Labogen in Bad Kissingen.